Geschichte: Jagstzell

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Jagstzell an der Bahn
Grundschule Jagstzell
Blick auf Baugebiet Lindenmahd
Bahnunterführungen für Fußgänger und B 290

Historischer Rückblick

Die Gemeinde Jagstzell kann auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Noch vor dem Ende des achten Jahrhunderts hatte das Kloster Ellwangen am Rande des Virigundawaldes Rodungen durchgeführt, um die angrenzenden Nachbarn von diesem Gebiet fernzuhalten. Auf diese Weise entstanden damals im Westen Bühlerzell, im Norden Jagstzell, im Osten - über den Bereich des Virigundawaldes hinausgreifend - Wettrichszell, Birkenzell und Oberzell und im Süden Leinzell. (Otto Hutter „Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen 1914" Seite 30).

Die schriftlich überlieferte Geschichte der Gemeinde beginnt mit der ersten urkundlichen Erwähnung in der Lebensbeschreibung des Erzbischofs Anno II. von Köln aus dem Jahre 1105. Danach war der Ursprung der Gemeinde eine sogenannte;„Celle sancti Viti“, die zur Zeit der Karolinger entstand und später in ein Frauenkloster umgewandelt wurde. Die Leitung dieses Klosters übertrug der Abt von Ellwangen einem seiner Mönche, der den Titel „Probst“ hatte.Von dem Frauenkloster in Jagstzell ist wenig überliefert. Offenbar hat seine Lebensdauer nicht mehr als zweihundert Jahre betragen. Nach dem Jahre 1170 sind keine Urkunden mehr nachweisbar.Nach der Aufhebung des Klosters werden dessen Güter nicht dem Ellwanger Klostergut zugeschlagen, sondern bleiben eine Sondermasse unter dem Titel „Propstei Jagstzell“. Diese erhielt erst im Jahre 1399 das Kelleramt des Klosters Ellwangen für immer zugewiesen.

Als 1640 eine Auflösung des Klosters Ellwangen erfolgte und die Kloster-Kellerei mit den übrigen Konventsämtern von dem nunmehr gebildeten Kapitel übernommen wurde, organisierte das Kapitel den verbliebenen und zum Teil ergänzten Besitz der ehemaligen Propstei Jagstzell zu einem Unteramt Zell der Kapitelverwaltung um.Mindestens seit dem 16. Jahrhundert hatte Brandenburg-Ansbach Besitzrechte in Jagstzell. Seit dem Jahr 1796 übte Preußen als Rechtsnachfolger seine Landeshoheit über ein Drittel des Ortes aus. Der ellwangische Teil wurde 1802/03 württembergisch, der preußische Teil 1806 bayrisch und 1810 ebenfalls württembergisch.

Mehr erfahren Sie im Jagstzeller Heimatbuch "Jagstzell - Geschichte einer Gemeinde"

Jagstzeller Wappen

Über blauem Schildfuß, darin eine mit roten Punkten bestreute silberne (weiße) Forelle, in Gold (Gelb) eine rote Kapelle (Zelle) mit linksstehendem Turm, umgeben von vier roten Rundtürmen mit Kegeldächern und einer gleichfalls ziegelgedeckten roten Mauer mit geschlossenem Tor, über dem eine Nonne mit schwarzem Ober- und silbernem (weißem) Untergewand hervorlugt.

Die Gemeinde nahm dieses auf die namengebende klösterliche Zelle hinweisende Wappen zwischen 1928 und 1930 an. Auf diese vom Kloster Ellwangen errichtete Zelle, ein Frauenklösterlein, das schon bald nach dem Jahr 1170 sein Ende fand, geht die Siedlung zurück. Da der blaue Schildfuß mit der Forelle auf die Jagst hinweisen soll, ist das Wappen „redend".
Das Landratsamt hat die Flagge am 13. November 1980 verliehen.

Ehrenbürger der Gemeinde Jagstzell

Vier Jagstzeller Bürger wurden vom Jagstzeller Gemeinderat seit 1928 zu Ehrenbürgern ernannt:  

Pfarrer Josef August Ohrenberger (1877-1971)

Pfarrer Josef August Ohrenberger wurde am 20. Mai 1877 in Westernhausen (bei Künzelsau) geboren und empfing am 22. Juli 1903 die Priesterweihe durch Bischof Paul Wilhelm von Keppler. Als junger Vikar und Kaplaneiverweserkam er auf den verschiedensten Stellen durch die ganze Diözese Rottenburg, so auch 1905-1908 als Präfekt an das Ellwanger Borromäum. Von 1912 bis 1937 war er Pfarrer in Jagstzell. Hier hat er in dieser Zeit überaus segensreich gewirkt. Er war unablässig bestrebt, den guten Geist in der Gemeinde zu erhalten. Es wurde ihm hoch angerechnet, dass er in der schweren Zeit des Ersten Weltkriegs die Kriegsnöte tatkräftig zu lindern mithalf.

Gleich zu Beginn seines Wirkens in Jagstzell hat er sehr schnell erkannt, in welchen Bereichen aktives Handeln notwendig war. Er hat deshalb sehr umsichtig und weitblickend Initiativen auf verschiedenen Gebieten ergriffen. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit hat der Geistliche auch andere Aufgaben in seiner Pfarrgemeinde tatkräftig angepackt und durchgeführt. Bereits wenige Wochen nach seiner Amtsübernahme ging er ans Werk, die Erweiterung der für die angewachsene Seelenzahl zu klein gewordenen Pfarrkirche zielstrebig zu organisieren. Diese Vergrößerung der Kirche, die Aufstockung der Sakristei und die gründliche Renovation des Innenraumes fanden einen würdigen Abschluss im Dezember 1913 durch die Weihe einer neuen Orgel. Schon im folgenden Jahr fasste er den Plan, die St.-Barbara-Kapelle in Dankoltsweiler,den Bedürfnissen entsprechend,zu sanieren und zu vergrößern.Auch dieses Werk bedeutet, nach den seinerzeitigen Umständen, eine große Leistung. In den schweren Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg erreichte er, dass im Jahr 1919 eine Schwesternstation mit Kindergarten errichtet wurde, eine wohltätige Einrichtung für die ganze Gemeinde.

Aus Anlass des 25-jährigen Priesterjubiläums hat der Gemeinderat am 12. Juli 1928 beschlossen, Pfarrer Ohrenberger „in dankbarer Würdigung der während seines langjährigen segensreichen Wirkens in hiesiger Gemeinde, der Kirche, Schule und seinen Pfarrkindern, erwiesenen Wohltaten das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Jagstzell zu verleihen."

Bittere Enttäuschungen blieben dem Geistlichen jedoch nicht erspart. Als er in seinen Predigten öffentlich gegen den Nationalsozialismus Stellung genommen hat, wurde er von der Partei schwer angegriffen. Ihre Vertreter haben sogar einen Beschluss des Gemeinderats (19.7.1934) durchgesetzt, beim Bischöflichen Ordinariat und beim Kultusministerium seine Versetzung zu beantragen.

Nach 25-jähriger Tätigkeit verließ dann Pfarrer Ohrenberger Jagstzell und wurde von 1937 bis 1954 Pfarrer von Sulmingen im Dekanat Biberach. Als er am 26. Juli 1953 sein Goldenes Priesterjubiläum feierte, nahm eine Abordnung des Gemeinderats zusammen mit dem Bürgermeister an der Feier in Sulmingen teil.
Nach 51 Jahren Dienstzeit ging dann Pfarrer Ohrenberger 1954 in den wohlverdienten Ruhestand nach Ellwangen. Am 29.März 1971 verstarb er hier mit 94 Jahren als damals ältester Priester der Diözese.

Oberlehrer Franz Fischer (1877-1964)

Oberlehrer Franz Fischer, 1877 in Steinbach-Wernau geboren, wirkte 40 Jahre als Lehrer in Dankoltsweiler. Der überaus fähige und erfahrene Schulmann hat einer ganzen Generation von Einwohnern des Ortes wertvolles geistiges Rüstzeug mit auf den Lebensweg gegeben. Darüberhinaus hat er seine Kräfte und Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens zur Verfügung gestellt.

Er war Chorleiter des Gesangvereins Dankoltsweiler von dessen Gründung an im Jahre 1924 bis 1954.
Ein großes Verdienst hat er sich weiterhin um die Kirchengemeinde Jagstzell erworben, der er jederzeit seine Dienste als Dirigent und Organist bis in sein hohes Alter bereitwilligst zur Verfügung gestellt hat.
Mit der Geschichte von Dankoltsweiler eng vertraut, hat er nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine „Kriegs-Chronik von Dankoltsweiler" verfasst, in der das Geschehen der letzten Kriegstage in und um Dankoltsweiler sehr detailreich geschildert wird. Es gibt nur wenige Orte unseres Raumes, für die das Geschehen jener ereignisreichen Tage schriftlich festgehalten und so für die Zukunft überliefert ist.

In Anerkennung dieser seiner großen Verdienste hat der Gemeinderat von Jagstzell Franz Fischer zu seinem 70. Geburtstag am 7. Oktober 1947 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Der Name „Franz-Fischer-Weg" in Dankoltsweiler hält die Erinnerung an ihn auch für die künftigen Generationen lebendig.

Pfarrer Konrad Schmucker (1907-1974)

Pfarrer Konrad Schmucker stammt aus Dintenhofen bei Ehingen, wo er am 19. November 1907 geboren wurde. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1932 war er als Vikar bzw. Pfarrverweser in Ludwigsburg, Stuttgart (St.Georg) und Vaihingen tätig, bis er die Pfarrei Jagstzell übernahm, zunächst 1937 als Pfarrverweser, 1939 als Pfarrer.

Unermüdlich und selbstlos wirkte er in der ihm anvertrauten Gemeinde. Mit viel Liebe war er in der Jugendarbeit tätig. Als nach dem Kriege katholische Organisationen rechtlich wieder erlaubt waren, gründete er die Kolpingsfamilie und war ihr stets ein treuer und hilfsbereiter Präses.

Pfarrer Schmucker war von einer tiefen und echten Marienliebe und -Verehrung durchdrungen. Gerne allein, aber auch mit Gruppen aus der Gemeinde, pilgerte er zum Schönenberg, nach Altötting, nach Maria Einsiedeln.

Sein besonderes Interesse galt dem Gotteshaus zum hl.Vitus. Von 1947 an ließ er durch verschiedene Maßnahmen das Äußere und Innere der Kirche instand setzen und renovieren und in den 60er-Jahren das Innere um- und teilweise neu ausgestalten. Als diese umfassende Innenrenovation 1969 abgeschlossen war, urteilt die Jahreschronik: „Die Kirche ist nun eine der schönsten Barockkirchen weit und breit, weil sie reich, aber nicht üppig geschmückt ist, da Farben und Formen zusammenklingen, fast jedes Detail künstlerischen Wert hat"

Doch ging es Pfarrer Schmucker bei seiner Sorge um das Gotteshaus nicht nur um technische Notwendigkeiten. Er hatte die Kirche in sein Herz geschlossen. Jeder Stein, jedes Bild, jedes Symbol des Gotteshauses lebten in ihm. So versuchte er einige Jahre hindurch, in Predigten das Gotteshaus zu erklären, die reiche Symbolik aufzuschlüsseln und allen in der Gemeinde die Liebe zum Gotteshaus tief ins Herz zu legen.

Neben der Restauration der Kirche sind vor allem der Neubau des Schwesternhauses und des Kindergartens sein Verdienst. Anlässlich seines 40-jährigen Priesterjubiläums hat der Gemeinderat im März 1972 Pfarrer Schmucker „in dankbarer Würdigung der während seines 25-jährigen segensreichen Wirkens in hiesiger Gemeinde seinen Pfarrkindern erwiesenen Wohltaten, und für die hervorragenden Leistungen an kirchlichen Bauten, das Ehrenbürgerrecht in der Gemeinde Jagstzell verliehen. Herr Pfarrer Schmucker hat sich um Jagstzell besonders verdient gemacht."

Am 16. Mai 1973 verließ Pfarrer Schmucker Jagstzell, um seinen Ruhestand in Ehingen zu verbringen. Zur Verabschiedung von seiner langjährigen Wirkungsstätte ließ Pfarrer Schmucker ein mit seinem Foto geschmücktes, mehrseitiges Gedenkbildchen drucken. Es enthält von ihm verfasste dichterische Texte, die sich auf St. Vitus, Jagstzell, und Dankoltsweiler beziehen, so ein Vitus-Gedicht, Vitus-Lieder und eine Litanei zum hl. Vitus, dessen Anrufungen den Vitus-Darstellungen der Jagstzeller Pfarrkirche folgen. Im „Jagstzeller Lied" empfiehlt er seine ehemalige Gemeinde dem Schutze Gottes: „Gott halte segnend seine Hand hin über euer Haus und Land! Er segne euern Fleiß und Müh'! Sein Geist verlass euch nie!"

So wie er in seinem Leben nie seine Person in den Vordergrund stellte und still und bescheiden seine priesterlichen Aufgaben in der Gemeinde mit ganzer Hingabe erfüllte, so still war auch sein Heimgang. In den Abendstunden des 18. Juli 1974 fand man ihn tot im Krankenzimmer des Krankenhauses in Ehingen. Wie beliebt und verehrt Pfarrer Schmucker in seiner früheren Gemeinde war, zeigt die Tatsache, dass etwa 400 Jagstzeller mit sechs Bussen und vielen Personenwagen zu seiner Beerdigung nach Ehingen gekommen waren. Da er keine Nachrufe am Grabe gewünscht hatte, wurden nur Kränze niedergelegt.

Die Pfarrgemeinde Jagstzell hat ihrem ehemaligen guten Hirten auf ihrem Friedhof eine kleine Gedenk- und Gebetsstätte errichtet.

Rektor Georg Schäffler

Beim Neujahrsempfang 2015 der Gemeinde Jagstzell ernannte Bürgermeister Raimund Müller den früheren Schulleiter Georg Schäffler zum Ehrenbürger der Gemeinde.
Von 1985 bis 2003 war er Chef der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Schäffler habe sich weit über das normale Maß hinaus um seine Schule gekümmert, sagte Müller. Gerade nach der Wende, als Jagstzell viele Menschen aus dem Osten aufgenommen hat, habe er sich sehr um die Integration von Spätaussiedlern gekümmert. Sein besonderes Augenmerk galt dem Technikunterricht, sagte Müller. Georg Schäfflers Engagement in dieser Hinsicht habe die Einrichtung eines Computerraums ermöglicht. Mit seinen Schülern hat Georg Schäffler in einer Internet-AG  die Homepage der Gemeinde aufgebaut und stetig weiterentwickelt, um die er sich bis heute ehrenamtlich kümmert.
Bindeglied zwischen allen gesellschaftlichen Kräften
Mit starker Präsenz habe sich Schäffler auch in die katholische Kirchengemeinde Jagstzell eingebracht. 15 Jahre gehörte er dem Kirchengemeinderat an und war dessen Schriftführer. Jahrzehntelang wirkte er im Kulturausschuss mit und war das Bindeglied zwischen der Schule und allen anderen gesellschaftlichen Kräften in Jagstzell, so der Bürgermeister. Das Jagstzeller Straßenfest wurde durch seine Ideen mit persönlichem Einsatz geprägt.
2003 wurde Georg Schäffler aus gesundheitlichen Gründen pensioniert.

Träger der Landesehrennadel Baden-Württemberg

Die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg wird Bürgern des Landes verliehen, die sich durch eine mindestens 15 Jahre dauernde ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen und Organisationen mit kulturellen, sportlichen oder sozialen Zielen oder in vergleichbarer Weise um die Gemeinschaft besonders verdient gemacht haben.

Sieben Bürger der Gemeinde Jagstzell wurden bisher mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet:

  • Klemens Wunder
  • Franz Berger
  • Otto Zwerger
  • Siegfried Wunder
  • Sebastian Haas
  • Nikolaus Kurz
  • Franziska Lammel

Sühnekreuze auf Jagstzeller Gemarkung

Sühnekreuze sind Denkmale mittelalterlichen Rechts (13. bis 16. Jh.). Sie waren ein Erfüllungsteil von Sühneverträgen, welche zwischen zwei verfeindeten Parteien geschlossen wurden, um eine Blutfehde wegen eines begangenen Mordes oder Totschlages zu beenden.

Quelle: www.suehnekreuze.de

Sagen & Geschichten

Die Sage vom Rossgumpen

Eine unverbürgte Sage erzählt, daß ein altes Kloster im Walde Steinhaupt, nordöstlich vom Ort gestanden habe, welches durch einen unterirdischen Gang mit der Kirche in Verbindung gewesen sei.

Unterhalb des Steinhauptes ist ein Gumpen. Von seiner Entstehung wird folgende Sage erzählt: Es war am Kilianstag, dem 8. Juli. Damals war dieser Tag noch ein Feiertag. Das Heu lag dürr auf den Wiesen und war reif zum Einführen. Gewitterwolken zogen auf. Die Einwohner unseres Dorfes wollten diesen Feiertag aber nicht durch Feldarbeit entheiligen. Sie gingen, wie an jedem Sonn- und Feiertag, auch am Kilianstag zur Kirche. Aber einem Bauer war sein duftendes Heu wichtiger als der Segen Gottes. Er spottete über Gott und über die, welche so "dumm" waren und diesen Feiertag heiligten. Vor seinen Wagen spannte er nun die Pferde, um sein Heu heimzuholen.Alle, welche auf seinem Hof beschäftigt waren, mußten sich auf den Wagen setzen. Mit lautem Peitschenknall, damit die Leute auch wissen, daß er arbeitet, fuhr er auf seine Wiese unterhalb des Steinhauptes. Die Knechte und Mägde mußten arbeiten, daß ihnen der Schweiß von der Stirn tropfte, denn das Gewitter war nahe. Bald war das Heu aufgeladen. Die Arbeiter kletterten auf den vollen Heuwagen. Nur eine Magd setzte sich hinten auf den Wagen. Hochmütig und prahlerisch rief nun der Bauer: "Kilian hin, Kilian her, ich hab mein Heu!" Im selben Augenblick öffnete sich die Erde und das ganze Gespann mitsamt dem stolzen Bauer und seinen Bediensteten versank. Nur die Magd, welche am Ende des Wagens saß, sprang ab und kam davon. Sie brachte diese Kunde auch ins Dorf. Die Erdöffnung füllte sich mit Wasser. Seit dem will kein Tier von diesem Wasser saufen.

*Der heilige Kilian, ein irischer Missionar, war im 7. Jh. Bischof von Würzburg und ist Schutzpatron der Franken.

Es geht die Sage, daß einmal die Bürger alle 4 Glockenseile zusammengeknotet und ein Gewicht daran gehängt hätten, um die Tiefe des Gumpens zu ergründen, aber trotz ca. 120 Metern Seil keinen Grund gefunden hätten.

Der Brandjockele

Bei Keuerstadt im Walde "Hinterbrand" und überhaupt in der ganzen Gegend zwischen Ellwangen und Matzenbach geht ein Geist um: der "Brandjockele". Er war einst Jäger für die Probstei Ellwangen und wohnte in einem der Ellwangischen Höfe im Wald. Dort führte er ein ausgelassenes Leben. Er schoß das Wild, wenn es ihm einfiel. Seine Dienstleute plagte er bis aufs Blut. Oft ließ er sie erst um Mitternacht ins Bett gehen. Um 1 Uhr schürte er grünes Holz, daß es gewaltig rauchte und stank, so daß die Leute wieder aufwachten. Das freute ihn sehr.

Als der Brandjockele starb, wurde sein Hof niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht. Er selbst aber fand zur Strafe auch nach dem Tod keine Ruhe. Zum Schrecken anderer Leute geht er immer nachts in der Gestalt eines Jägers als Geist um.

Das Wilde Heer in Keuerstadt

Mal fuhr das Wilde Heer über Keuerstadt hin am Hofe des "Brandjockele", des fürstlich Ellwangischen Jägers vorbei, der im Walde Hinterbrande einen solchen bewohnte. Stimmen aus dem fahrenden Wilden Heer riefen den Jäger mit Namen, der Antwort gab. Kaum tat er das Maul zu, schon hing ein halber Menschenleib nackt an seiner Türe, wo er aus- und eingehen mußte. Konnte also lediglich nicht hinaus: ein glostender Kohlenhaufen ging darüber zu Grunde. Der fette halbe Menschenleib blieb an seiner Türe hängen bis morgens von der benachbarten Kapelle das Ave ertönte: da war alles weg.

Der Keuerstadter Bauer

In Keuerstadt, zu Jagstzell gehörig, im Oberamt Ellwangen, war ein Bauer, der verstand sich gar gut auf's Festmachen und die Zauberei. Er konnte die Hirsche zahm machen; fing sie, lüpfte sie von vornen, welcher der schwerste war. Wenn man's haben wollte, so stach er geschwind den fettesten. Konnte sich schuß- und feuerfest machen; keine Kugel tat ihm was. Niemand vermochte ihm etwas anzuhaben, der Jäger schon gar nicht. Hie und da machte der Bauer sich zum Holzblock, worauf sich der Jäger sezte und sein Pfeiflein stopfte. Mal am Fronleichnamstage brannte er Kohlen und glaubte sich ganz sicher. Der Jäger kam auch wieder hinter dem Kohlenhaufen und hinter dem Bauer her, dachte, heute könnte er sich doch am Ende nicht fest gemacht haben, schoß ihn vom Rücken aus, und der Bauer blieb auf der Stelle tod. Beim Herzebrückle in Keuerstadt steht ein Bildstock, welcher von dieser Sache Meldung tut.

Quelle: Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 331-332.